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2024 Für welche Räume arbeite ich?

Seit meinem Studium bewegt sich meine künstlerische Arbeit zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Der Gegenstand war für mich immer von zentraler Bedeutung, da er es mir ermöglicht, Gedanken und Ideen klarer zu ordnen. Gleichzeitig habe ich während dieser Zeit eine „geheime“ Landschaftsmalerei betrieben, Pleinairmalerei am Hanauer Weiher im Elsass. Diese Arbeiten habe ich lange vor der Öffentlichkeit verborgen, da ich das Gefühl hatte, dass sie im zeitgenössischen Kunstgeschehen keinen Platz hätten. Doch im Laufe der Zeit habe ich diese Landschaften in meine Bildwelten integriert – besonders in meinen Usien-Serien, in der sie Bühne und Rahmung sind.

Meine Wandelbilder hingegen erlauben es mir, zwischen verschiedenen Sujets zu wechseln. In diesen Arbeiten können Porträts, Landschaften und abstrakte, gestische Malerei nebeneinander existieren und sich in fließenden Übergängen miteinander verbinden. Für mich gibt es keinen klaren Bruch zwischen gegenständlicher und abstrakter Malerei – beide Bereiche sind Felder gemeinsamer Möglichkeiten, die in meinen Arbeiten immer präsent sind.

Von besonderer Bedeutung ist für mich die Ölmalerei. Trotz vieler Experimente mit digitalen Techniken, etwa auf dem iPad, bleibt die Ölmalerei ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit. Als Künstler, der in einer analogen Welt aufgewachsen ist und dort seine Visionen entwickelt hat, repräsentiere ich in gewisser Weise den Übergang zwischen der vor-digitalen und der digitalen Zeit. Für mich liegt eine wichtige Aufgabe darin, diesen Übergang in meiner Arbeit zu reflektieren. Die digitalen Möglichkeiten faszinieren mich, und ich nutze sie auch intensiv, aber ich behalte immer die reale Welt und die Materialität von Ölfarbe und Zeichnung auf Papier im Blick.

Seit 2007 hat sich mein Schaffen erweitert. Ich begann, 3D-Simulationen von Ausstellungshallen zu entwickeln und diese in Websites zu integrieren. Dadurch konnte ich meine Werke in einer simulierten, digitalen Umgebung präsentieren und diese neue Welt mit den traditionellen Medien der Kunst verbinden. Später, in der Zeit der Covid-Pandemie, haben mir diese digitalen Räume die Möglichkeit gegeben, Kunst in meiner direkten nachbarschaftlichen Umgebung zugänglich zu machen und Orte des Austauschs zu schaffen. Dabei ist mir noch einmal mehr bewusst geworden, dass Kunst zwar zweckfrei bleiben muss, aber dennoch ein enormes Potenzial für gesellschaftlichen Sinn, Begegnung und Austausch besitzt. Ein Potential, das in einem auf sich selbst bezogenen Kunstbetrieb nur schwer zur Geltung kommen könnte.

Dieses Anliegen, Kunst als Raum für sozialen Dialog zu nutzen, ist mir wichtig. Projekte wie „Der Osten des Westens“, in denen ich versuche, das frei flutende Potenzial der Kunst in Europa fruchtbar zu machen. Kunstwerke sind nicht nur ästhetische Objekte, sondern Kristallisationskerne für Freiräum, in denen gesellschaftliche Prozesse reflektiert und gestaltet werden können – Räume der Begegnung, des Dialogs, des Wachstums und der Sinnstiftung.

Brüssel, Juli 2024