Stimme: Junge Erwachsene und Zukunftsperspektiven (II)
„Ich bleibe – weil jemand bleiben muss.“
Ich heiße Dimitri, bin 25 und arbeite im IT-Support eines kleinen Unternehmens hier in Narva. Viele aus meiner Klasse sind weg – nach Tallinn, Tartu oder gleich nach Finnland. Ich bin geblieben. Nicht, weil es hier leicht ist, sondern weil irgendwer bleiben muss.
Ich mag diese Stadt. Sie ist rau, aber echt. Wenn du morgens über die Brücke gehst, siehst du links die alte Festung Hermann, rechts auf der anderen Seite schon Russland. Und dazwischen fließt der Fluss – wie eine Erinnerung, die man nicht loswird.
Ich verdiene weniger als meine Freunde in Tallinn, klar. Aber ich habe hier meine Familie, meine Sprache, meine Nachbarn. Ich spreche Estnisch gut genug, um mich durchzuschlagen, und Russisch, weil es die Sprache ist, in der ich denke. Manchmal fühlt es sich an, als hätte ich zwei Betriebssysteme im Kopf – eins für die Arbeit, eins fürs Leben.
Die Regierung sagt, Narva müsse „integriert“ werden. ⁺ Aber was heißt das? Wir sind schon hier, wir arbeiten, zahlen Steuern, schicken Kinder in die Schulen. Was fehlt, ist Vertrauen – beidseitig. Viele Esten trauen uns nicht, und manche von uns trauen dem Staat nicht. Aber im Alltag ist das egal: im Laden, beim Arzt, im Bus. Da redet man einfach miteinander.
Ich sehe, wie junge Leute weggehen, aber ich sehe auch, dass ein paar zurückkommen. Sie bringen neue Ideen, neue Firmen, Start-ups, kleine Cafés. ⁺ Vielleicht dauert es, aber ich glaube, Narva kann wieder wachsen, wenn man aufhört, uns nur als Problem zu sehen.
Ich bleibe – nicht, weil ich keine Träume habe, sondern weil ich glaube, dass Träume auch Wurzeln brauchen.
<small>Basierend auf Interviews und Berichten zu Narva 2024–2025 (ERR News, FPRI, ResearchGate „Understanding Narva Identity“, Narva Business Report 2024)</small>
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Hinweis: Die Dialoge sind frei nach realen Aussagen gestaltet – inspiriert von Medienberichten und in Zusammenarbeit mit KI (Euras / LeChat, 2025) zu fiktiven Gesprächen verdichtet.