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text:tirana_23

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text:tirana_23 [2024/06/13 20:03]
admin [Eine Stimme in einem Cafehaus]
text:tirana_23 [2024/06/13 20:04]
admin [Fazit: und “der Westen”?]
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 //23. September, auf der Rückreise// //23. September, auf der Rückreise//
  
-Den Pessimismus von Fatos Lubonja habe ich noch wiederholt gesehen bei anderen Menschen auf dieser Reise in Albanien. Das Vertrauen in die öffentlichen Institutionen ist aufgebraucht oder war noch nie vorhanden. Die Erwartungen an die Demokratie sind gering, für Fatos sind sie, so glaube ich, nur noch nostalgische Floskeln. Bloße Feigenblätter in einer globalen gesellschaftlichen Realität, die die „Demokratie“ schön längst hinter sich gelassen hat. Eine Hoffnungslosigkeit hat sich breit gemacht in Albanien. Eine Hoffnungslosigkeit, die aber nicht niedergeschlagen ist. Ein heiterer Fatalismus, der dem Westen keine Vorwürfe macht, denn: „Die reichen Leute im Westen sind eigentlich auch nicht besser dran, sie wissen es bloß noch nicht“.+Den Pessimismus von Fatos Lubonja habe ich noch wiederholt gesehen bei anderen Menschen auf dieser Reise in Albanien. Das Vertrauen in die öffentlichen Institutionen ist aufgebraucht oder war noch nie vorhanden. Die Erwartungen an die Demokratie sind gering, für Fatos sind sie, so glaube ich, nur noch nostalgische Floskeln. Bloße Feigenblätter in einer globalen gesellschaftlichen Realität, die die „Demokratie“ schon längst hinter sich gelassen hat. Eine Hoffnungslosigkeit hat sich breit gemacht in Albanien. Eine Hoffnungslosigkeit, die aber nicht niedergeschlagen ist. Ein heiterer Fatalismus, der dem Westen keine Vorwürfe macht, denn: „Die reichen Leute im Westen sind eigentlich auch nicht besser dran, sie wissen es bloß noch nicht“.
  
 Rückkehrend zu meiner Ausgangsfrage überlege ich, in welchem Verhältnis ich meine Vorstellung des Westens nun zu Albanien sehe: Rückkehrend zu meiner Ausgangsfrage überlege ich, in welchem Verhältnis ich meine Vorstellung des Westens nun zu Albanien sehe:
  
-Es gibt hier ein Verlangen nach der westlichen Subsidiaritäts-Gesellschaft, dem Ideal einer Herrschaft von unten und eine Bereitschaft dafür. Weit um sich gegriffen hat es, die Hoffnung darauf aufzugeben. Weit, aber nicht nach überall hin. Ich möchte gemeinsam mit einigen Menschen in Albanien an einen möglichen langfristigen Erfolg der Justizreform glauben. Ich möchte glauben, dass die Rezeptur der Vjosa-Kampagne sich auf andere Projekte der Zivilgesellschaft übertragen lässt. Bei meinem Besuch in Brüssel dieses Jahr glaube ich gesehen zu haben, dass die EU einen Willen und eine Kraft hat. Eine Kraft, auf die Albanien sich verlassen und an der es sich ausrichten kann. Auch wenn ich jetzt besser verstehe, wie dieses Vertrauen die menschliche Geduld vor eine überharte Probe stellt. Ich finde, wir, die wir den Westen haben wie einen selbstverständlichen Besitz, sollten uns bewegen. Wir sollten auf die Menschen im Osten des Westen zugehen und uns für sie interessieren. Wir können ihnen dadurch Hoffnung geben, und wir können vielleicht verhindern, dass es wahr wird, was viele hier glauben: dass wir selbst den Westen schon lange verloren haben und er nur noch eine träge Illusion ist. +Es gibt hier ein Verlangen nach der westlichen Subsidiaritäts-Gesellschaft, dem Ideal einer Herrschaft von unten – und eine Bereitschaft dafür. Die Hoffnung darauf aufzugeben, hat weit um sich gegriffen. Weit, aber nicht nach überall hin. Ich möchte gemeinsam mit einigen Menschen in Albanien an einen möglichen langfristigen Erfolg der Justizreform glauben. Ich möchte glauben, dass die Rezeptur der Vjosa-Kampagne sich auf andere Projekte der Zivilgesellschaft übertragen lässt. Bei meinem Besuch in Brüssel dieses Jahr glaube ich gesehen zu haben, dass die EU einen Willen und eine Kraft hat. Eine Kraft, auf die Albanien sich verlassen und an der es sich ausrichten kann. Auch wenn ich jetzt besser verstehe, wie dieses Vertrauen die menschliche Geduld vor eine überharte Probe stellt. Ich finde, wir, die wir den Westen haben wie einen selbstverständlichen Besitz, sollten uns bewegen. Wir sollten auf die Menschen im Osten des Westen zugehen und uns für sie interessieren. Wir können ihnen dadurch Hoffnung geben, und wir können vielleicht verhindern, dass es wahr wird, was viele hier glauben: dass wir selbst den Westen schon lange verloren haben und er nur noch eine träge Illusion ist. 
  
 ===== Ein Ausblick: die Vjosa ===== ===== Ein Ausblick: die Vjosa =====
text/tirana_23.txt · Zuletzt geändert: 2024/06/13 20:05 von admin